Inès, Estelle und Garcin finden sich nach ihrem Tod in einem Raum wieder, der keinen Ausgang kennt – ohne Fenster, ohne Spiegel, ohne Entkommen. Kein Feuer, keine Folterwerkzeuge, und doch ist dieser Ort zweifellos die Hölle. Jede Hoffnung auf Erlösung zerschellt am Blick der anderen. Was wie ein harmloser Raum erscheint, entpuppt sich als Labor der Macht, denn: Die drei Figuren sind Gefangene eines Systems von Bewertung, Unterwerfung und Hierarchie, das längst in ihren Körpern und Gedanken weiterlebt. Jeder Blick wird zur Waffe, jede Geste zur Anklage, jede Erinnerung zum Beweisstück. So werden die drei einander zu ihren eigenen Folterknechten.
Sartres "Geschlossene Gesellschaft" als Grundlage eines politischen Experiments, verdeutlicht heute mehr denn je die Kontrollmechanismen einer patriarchalen Gesellschaft. Was bedeutet Identität in einer Welt, in der wir uns nur im Auge des anderen erkennen können? Welche Freiheit bleibt, wenn das Wahrgenommenwerden zu einer Form der Unterdrückung wird? Verantwortung ist keine moralische Option mehr, sondern ein Akt des Widerstand: gegen das Patriarchat, gegen die Wiederkehr faschistischer Ideologien, gegen die Verweigerung der eigenen Freiheit.
18:00 Uhr
Schauspiel
Drama – von Jean-Paul Sartre
Reithalle
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Reithalle
Tjana Thiessenhusen
(Inszenierung)
Sarah Methner
(Bühnenbild und Kostüme)
(Dramaturgie)